Exponat des Monats: " Ernst Horn – Arzt aus Braunschweig und Pionier der jungen Psychiatrie in Deutschland“, Vortrag von Dr. Joachim Beutler. "

25. 01. 2023 um Uhr

Exponat des Monats Januar ist das Modell eines „Zwangsstuhles“, wie er früher zur Fixierung so genannter schwer erregter psychisch Kranker verwendet wurde. Im Wirken des aus Braunschweig stammenden, seinerzeit berühmten Arztes Ernst Horn (1774–1848) spiegelt sich das Dilemma der damals als medizinische Fachrichtung neu entstehenden Psychiatrie – zwischen humanitärem Anspruch und therapeutischer Hilflosigkeit gegenüber schwersten Krankheitsbildern. Horns Leistung wird aus heutiger Sicht oft einseitig kritisch gesehen aufgrund des Einsatzes von Zwangstherapien, die uns heute unvorstellbar erscheinen. Seine Methoden brachten ihm in einem Kunstfehlerstreit einen lang schwelenden Konflikt ein, der viele seiner Berufsjahre überschattete. Horn leitete 12 Jahre als 2. Chefarzt an der Charité unter anderem die Abteilung für Menschen mit „Geistes- und Gemütskrankheiten“. Ein eigenes Theoriegebäude errichtete er nicht, sondern wählte als „Eklektiker“ pragmatisch aus, was der Sache nützte. Mit seinem klaren Bekenntnis, dass „alle Geisteskrankheiten zugleich auch körperliche Krankheiten seien“, griff er wegweisend das Votum späterer Mediziner vorweg und kann in diesem Sinne als erster regelrechter Psychiater im damaligen Deutschland gelten.

 

Foto: Städtisches Museum Braunschweig

 
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Veranstaltungsort

Altstadtrathaus - Die Veranstaltung ist kostenfrei -